Über die Bedeutung des portugiesischen „Clássico“ müssen wir nicht viele Worte verlieren. Zuletzt im Jahr 2002 hieß der Meister am Westrand von Europa nicht Benfica oder FC Porto. Auch in der laufenden Spielzeit wird sich das nicht ändern. Der Rekordmeister kam gestern mit einem Vorsprung von sieben Zählern zum FC Porto, der seinerseits vor dem 20. Spieltag bereits 15 Punkte mehr auf dem Konto hatte, als der Tabellendritte Sporting Lissabon.
Die eindrucksvolle Bilanz von 18 Siegen und nur einer Niederlage in dieser Spielzeit täuscht allerdings ein wenig darüber hinweg, dass die Vorstellungen von Benfica in der Liga bislang oft alles andere als berauschend waren. So hatte das Team von Trainer Bruno Lage zuletzt im heimischen Estádio da Luz einige Mühe, den Tabellenfünfzehnten Belenenses mit 3:2 zu schlagen. Andererseits konnte der Spitzenreiter mit dem komfortablen Punkteabstand im Rücken selbstbewusst nach Nordportugal reisen und mit einem Sieg im Drachenstadion das Titelrennen bereits Anfang Februar praktisch zu seinen Gunsten entscheiden.
Dort traf Benfica auf einen Gegner, der gewaltig unter Druck stand. Für den FC Porto galt es, nach dem letzten Strohhalm zu greifen und die Meisterschaft durch einen erneuten Sieg gegen den Titelverteidiger weiter offen zu halten. In der Hinrunde hatten die Drachen den Adlern die bislang einzige Saisonniederlage zugefügt und völlig verdient mit 2:0 in Lissabon gewonnen.
Entsprechend motiviert ging die Mannschaft des nicht mehr unumstrittenen Trainers Sérgio Conceição in die Partie. Der FC Porto machte vom Anpfiff weg mächtig Druck und erzielte bereits nach zehn Minuten durch Sérgio Oliveira den Führungstreffer. Nur acht Minuten später gelang Vinícius mit dem ersten Torschuss der Gäste der Ausgleich, der jedoch nicht für mehr Sicherheit im Spiel von Benfica sorgte. Durch einen Handelfmeter ging Porto in der 38. Minute erneut in Führung, ein Eigentor von Innenverteidiger Rúben Dias bedeutete kurz vor dem Pausenpfiff das 3:1.
Bei Benfica machten sich all jene Schwächen bemerkbar, die im Saisonverlauf immer wieder zu beobachten waren, die aber erst gegen einen Gegner auf Augenhöhe ernsthafte Konsequenzen haben: Neben den Problemen in der Defensive sorgte vor allem das reichlich ideenlosen Aufbauspiel dafür, dass die Adler sich über den Rückstand zur Pause nicht beklagen konnten.
Zwar kam Benfica verbessert aus der Kabine, Vinícius gelang nur fünf Minuten nach Wiederanpfiff der Anschlusstreffer. Doch in der Folge vermochten es die Adler nur phasenweise, das Spiel in den Griff zu bekommen und sich Torchancen zu erspielen. Bruno Lage sorgte mit eigenwilligen Einwechslungen für zusätzliche Verwirrung. Am Ende standen mit Vinícius, Seferovic, Dyego Sousa, Chiquinho und Rafa nominell fünf Angreifer ohne Bindung zum Rest der Mannschaft auf dem Platz, Pizzi und Samaris waren im Mittelfeld hoffnungslos überfordert.
Die erneute Niederlage gegen den FC Porto bestätigt den Eindruck, dass Benfica zwar über genügend Routine und natürlich auch individuelle Klasse verfügt, um gegen fast alle Klubs in der Liga NOS zu bestehen. Was fehlt, ist ein Matchplan gegen starke Gegner wie RB Leipzig, Olympique Lyon oder eben den FC Porto.
Gut möglich, dass das am Ende zum 38. Meistertitel reicht, denn noch immer hat Benfica einen Vorsprung von vier Zählern auf den FC Porto, der auch in dieser Saison alles andere als souverän auftritt. Gut möglich aber auch, dass es für weitere Ziele erneut nicht reichen wird. Die Begegnungen in der Zwischenrunde der Europa League gegen Schachtar Donezk werden da aufschlussreich sein.
Weiter geht es für Benfica am Dienstagabend mit dem Halbfinalrückspiel des portugiesischen Pokals beim FC Famalicão. Die Adler haben einen 3:2-Sieg aus dem Hinspiel am vergangenen Dienstag im Gepäck, treffen aber auf einen Gegner, der gestern im Ligaspiel gegen Vitória Guimarães gleich zehn (!) Stammspieler schonte und dafür eine 0:7-Heimniederlage kassierte.
In der Liga trifft Benfica am kommenden Samstag auf den seit dem Trainerwechsel wiedererstarkten SC Braga. Spielbeginn im Estádio da Luz ist um 19 Uhr deutscher Zeit, die Partie wird von DAZN und sportdigital live übertragen.
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FC Porto - SL Benfica 3:2
Liga NOS, 20. Spieltag
Samstag, 8. Februar 2020, 20.30 Uhr
Estádio do Dragão, 49.227 Zuschauer
Mannschaftsaufstellung: Odysseas, André Almeida (85. Dyego Sousa), Rúben Dias, Ferro, Grimaldo, Pizzi, Taarabt (65. Seferovic), Weigl (75. Samaris), Chiquinho, Rafa, Vinícius
Torschützen: 1:0 Sérgio Oliveira (10.), 1:1 Vinícius (18.), 2:1 Alex Telles (38. HE), 3:1 Rúben Dias (44. ET), 3:2 Vinícius (50.)
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